Zanderangeln am Rhein
Kein anderer Fisch findet unter Rheinanglern so viele Fans wie der Zander. Nicht nur das Angeln mit dem toten Köderfisch, sondern vor allem die aktive Angelei mittels farbfrohen Gummifischen und Twistern, stellen erfolgreiche Methoden zum Fang des beliebten Speisefisches dar. Seit Anfang der neunziger Jahre gewinnt das Spinnangeln mit Kunstködern an Bedeutung und Popularität.
Rucksack, Rute, und Kescher – Viel mehr bedarf es nicht, wenn man seinen harten und langen Arbeitstag mit einer kurzen Zanderjagd am Rhein ausklingen lässt.
Ja, selbst der Name der Methode, mit der die meisten Angler dem Zander nachstellen, verspricht auch fernab vom abendlichen Tatort im Ersten (Ent)spannung. Die Rede ist von der Faulenzermethode.
Wie funktioniert die Faulenzermethode?
Die Faulenzermethode fällt unter die Kategorie des Spinnfischens. Das stetige Auswerfen einer 9 – 13 cm langen Beutefischimitation (Gummifisch) wird hierbei praktiziert, um die visuellen Reize und das Seitenlinienorgan der Raubfische anzusprechen. Der am Bleikopf angebotene Gummiköder wird mit zick-zack-ähnlichen Sprüngen am Grund präsentiert.
(Video: Wie ziehe ich einen Gummifisch Richtig auf einen Jighaken? – https://www.youtube.com/watch?v=VLzDpOJikoI&t=58s )
Wenn ich am heimischen Rhein auf Zanderjagd gehe und innerhalb eines Buhnenfeldes und dessen Strömungskante fische, verwende ich im Durchschnitt Jighaken der Größe 3/0 mit runden Bleiköpfen zwischen 10 und 28 Gramm, um eine perfekte Absinkphase von zwei bis drei Sekunden zu gewährleisten. Zwei, drei Sekunden erscheinen mir hier ideal, da bei längeren Absinkphasen der Köder zu sehr durch die Rheinströmung abdriftet und nicht mehr den gewünschten Effekt der Faulenzermethode erzielt. Ziel ist es nämlich, einen flüchtenden und angeschlagenen Beutefisch am Grund des Rheins zu imitieren. Je nach Buhnenbereich ist ein leichter oder schwerer Jigkopf die richtige Wahl.
Faustregel: Strömungskante: 17-28 g | Buhnenfeld: 10 – 14 g
Schaubild: Faulenzermethode
Nachdem der Gummiköder ausgeworfen wurde, schließen wir den Bügel, straffen die Schnur und halten die Rute gerade vor uns in einer Zehn- oder Elf-Uhr-Stellung.
Bereits in dieser ersten Absinkphase ist der Kontakt zum Köder essentiell, da auch hier hin und wieder mit einem Zander-, Hecht- oder Barschbiss zu rechnen ist. Nun ist Konzentration das A und O. Entweder müssen wir im Rutenblank spüren, wann der Bleikopf des Jighakens am Grund aufsetzt oder wir orientieren uns alternativ an der Hauptschnur, die beim Grundkontakt seitlich einfällt bzw. einknickt und uns signalisiert, dass unser Köder am Grund angekommen ist. Gerade
nachts muss man sich auf sein
Gespür im Handteil der Rute verlassen, welches man durch ein Anlegen des unteren
Rutenstücks am Unterarm optimieren kann.
Da wir ein flüchtendes und angeschlagenes Fischchen imitieren wollen, drehen wir mit der Kurbel unserer Spinnrollen ein bis drei Umdrehungen, damit sich der gerade am Grund angekommene Köder sofort wieder hebt und im Zick-Zack den Grund der Rheinbuhne nach Zandern durchforstet.
ACHTUNG: Nach den Kurbelumdrehungen ist höchste Aufmerksamkeit gefragt. Über 90 Prozent aller Bisse erfolgen erfahrungsgemäß in der nun folgenden Absinkphase des Köders in Richtung Grund.
Sollten wir einen blitzeinschlagähnlichen Ruck während dieser Phase des Absinkens im Rutenblank verspüren, müssen wir mit den Reflexen eines Manuel Neuers die Spinnrute kräftig in die Höhe schnellen. Nur dann ist gewährleistet, dass der Haken sicher im harten Zandermaul platziert wird. Oftmals haben wir hierfür nur den Bruchteil einer Sekunde Zeit, bevor die mit Hundszähnen bestückten Glasaugen den Gummihappen wieder ausspucken.
Wichtig ist hierbei ebenso eine relativ feste Bremseinstellung, damit der Anschlag nicht ins Leere geht. Man sollte also kräftig an der Hauptschnur ziehen müssen, bevor die Bremse der Spinnrolle Schnur freigibt.
Dieses Prozedere wiederholen wir nun bis kurz vor die Steinpackung der Rheinbuhne, bevor wir den Köder letztendlich rasch einkurbeln, um nicht in den Ritzen zwischen Steinen und anderen Hindernissen unnötige Köderverluste hinnehmen zu müssen.
Wo ist die Faulenzermethode Erfolg versprechend?
Wenn kein Hochwasser vorherrscht, stelle ich mich gerne direkt auf den Kopf einer Rheinbuhne bzw. Rheinkribbe und fische am Gleithang die Strömungskante hinab.
Info: Die Strömungskante befindet sich am Kopf einer jeden Buhne. Die Rede ist vom Übergang des „Buhnenkessels“ zum Hauptstrom.
Am
Prallhang werden immer wieder
kapitale Fische überlistet, jedoch ist es gerade für den Anfänger
nicht leicht, diesen am gewaltigen Rheinstrom effektiv mit der Faulenzermethode zu befischen.
Die Zander stehen oftmals direkt vor der
Steinpackung. Hänger auf Dauer komplett zu vermeiden, gelingt selbst erfahrenen Anglern nicht.
Nachdem man die Strömungskante mit einigen Würfen und gewichtigen Jigköpfen zwischen 17 und 28 Gramm abgefischt hat, lohnt es sich auch immer wieder, innerhalb der Buhne zu fischen.
In der Mitte der meisten Buhnen sind nämlich steinige Sedimentablagerungen, die einen signifikanten Hügel bilden, wo sich ebenfalls gerne diverse Räuber aufhalten.
Zander bei Nacht
Sobald die Sonne gen Horizont verschwunden ist und die Dunkelheit sich breit macht, gehen unsere geliebten Vampire aktiv auf Jagd. Jetzt werden wir mit der Faulenzermethode alt aussehen und können uns nur noch selten über vereinzelte Bisse freuen. Die nachtliebenden Zander, welche wir tagsüber mittels Gummifisch in den tieferen Strukturen einer Rheinbuhne erwarten und zum Anbiss überreden, befinden sich nun im Flachwasser an den Steinpackungen. Während dieser Phase erwischen wir die Beute jagenden Stachelritter mit langsam geführten, flachlaufenden Wobblern beim simplen Einleiern und Einkurbeln. Schlanke Wobblermodelle in einer Länge von 7 bis 14 Zentimeter passen optimal in das Beuteschema der Glasaugen. Hier sollte man die Rute flacher halten, auf etwa 9 Uhr, damit der Wobbler mit seiner Tauchschaufel auf die gewünschte Tiefe von 30 bis 100 Zentimeter erreichen kann. Einen Wobbler führt man bevorzugt nahe der Steinpackung einer Buhne entlang, da sich dort die meisten Zander aufgrund des hohen Grundelaufkommens aufhalten. Bei dieser Angelei sollte man die Bremse im Vergleich zur Bremseinstellung bei der Faulenzermethode etwas weicher einstellen. Ein heftiger Anhieb ist hier zumeist nicht vonnöten, da sich viele Zander durch die scharfen Drillinge fast wie von selbst haken oder aber auch direkt „vor den Füßen“ beißen und zu einer rapiden Flucht ansetzen.
Angelgerät für die Faulenzermethode
Rute: Als Angelgerät eigenen sich harte, schnelle und steife Spinnruten zwischen 2,30 und 2,80 Metern Länge mit einem Wurfgewicht zwischen 30 und 80 Gramm. Das Hohe Wurfgewicht ist nicht in der Größe und dem Gewicht unserer Köder begründet, sonder geht eher mit der gewünschten Härte der Rute einher. Da das Maul des Zielfisches recht hart ist, müssen wir mit einer gewissen Kraft den spitzen Haken sauber im Fischmaul platzieren. Mit einer zu weichen und „wabbeligen“ Rute sind wir beim aktiven Zanderangeln fehl am Platz.
Rolle: Geeignete Modelle sind Rollen der 2500er, 3000er und 4000er Größe. Bevorzugt sollten diese eine gute und haltbare Frontbremse integriert haben. Gerade beim Lösen von zwischen den Steinen festsitzenden Ködern wird die Rolle hohen Belastungen ausgesetzt.
Schnur: Es eigenen sich insbesondere rundgeflochtene und hochwertige Schnüre zwischen 0,12 und 0,17 Millimeter Durchmesser.
Vorfach: Da wir beim Angeln im Rheingefilde auch stets mit einem Hechtbeifang rechnen müssen, ist ein Stahlvorfach stets zu empfehlen. Weil die geflochtene Hauptschnur nicht wirklich abriebfest ist und Zander häufig dazu neigen, gerade vor der Steinpackung noch mal in Richtung Grund zu „bocken“, ist ein Kombivorfach, bestehend aus einem Meter abriebfestem Fluorocarbon in der Stärke 0,40 -0,55 Millimeter plus 30 Zentimeter Stahl, vor dem Köder die optimale Wahl.
Jighaken und Gummifisch: Jighaken gibt es in diversen Längen und mit unterschiedlichster Bleibeschwerung. Am Rhein haben sich 9 -13 Zentimeter lange Gummifische bewährt. Demnach ist ein 3/0er Jighaken, der zur Köderlänge passende Jighaken. Je nach Buhnenbereich der abgefischt wird, sollten wir mit 10 bis 28 Gramm schweren Jigköpfen Handtieren.
Landungshilfe: Last but not Least ist ein gummierter Kescher zu empfehlen. Dieser hat gleich mehrere Vorteile: Zum einen ist er durch seine Gummierung recht freundlich in Bezug auf die Schleimhaut der Fische. Gerade bei untermaßigen Exemplaren, welche zurückgesetzt werden, ist das Benutzen eines gummierten Keschers also eine sehr schonende Landungsmethode. Zum anderen lassen sich vor allem die Drillinge beim nächtlichen Zanderwobbeln kinderleicht aus den Gummierten Maschen „herausfriemeln“ , das ist bei anderen Materialien des Keschernetzes nicht der Fall. Des Weiteren ist das Gummimaterial auch ein relativ geruchsneutraler Stoff, der sich prima von potenziellem Fischschleim befreien lässt.
Tacklecheck:
- Harte und steife Spinnrute 2,40 – 2,80 m | Wurfgewicht: 30-80 g
- Spinnrolle 2500er , 3000er oder 4000er
- Rundgeflochtene Schnur in 0,12 bis 0,17 mm
- Stahlvorfächer (Beifang Hecht!) | noch besser: Kombivorfach (Fluorocarbon + Stahl)
- Jigköpfe 10-28 g in der Größe 3/0
- Gummifische zwischen 9 und 13 cm Länge
- Gummierter Kescher
(Video zum Zandergerät: www.zanderkant.de/das-richtige-geraet-zum-zanderspinnfischen-mit-gummikoedern/)
Ich hoffe, ich konnte einigen Rheinländern das Spinnfischen, insbesondere die Faulenzermethode, auf Zander nahe bringen und schmackhaft machen. Probiert es doch mal aus!
Gerne dürft ihr mich auch für weitere Fragen in Bezug auf das Zanderangeln kontaktieren.
Schreibt mir gerne eine Mail an: post[at]connection.fishing
Ich freue mich auf euer Feedback.
Bei der
Faulenzermethode eignen sich am zumeist klaren Rheinwasser insbesondere natürliche Farben und Dekors. Vor allem Brauntöne sind aufgrund des gegenwärtig hohen Grundelaufkommens im Rhein ein guter Allrounder.
Jedoch fangen auch knallige Farben wie Grüntöne oder gelb-orange Köder regelmäßig Stachelritter.
Besonders in der Dämmerung sind letztere, wenn sie UV-aktiv sind, äußerst erfolgsversprechend.
Die Faustregel der Farbwahl lautet hier:
Klares Wasser – Natürliche Farben (z.B. Braun, Silbern, Transparent, Perlmut, Weiß)
Trübes Wasser – Schockfarben (Grün, Pink, Orange, Weiß) –> TIPP: Deckweiß als Allroundfarbe.
Je nach Trübungsgrad kristallisiert sich bei jedem Angler mit der Zeit ein eigenes Köderfarbspektrum heraus.
Welcher Köder wann mit vollem Vertrauen eingesetzt wird ist dann ein Teil des Schlüssels zum Erfolg.
Als Allzeitallrounder würde ich grüne und weiße Dekore favorisieren.
Jetzt gibt´s natürlich diverse Gummifischformen und Längen in der breitgefächerten Köderlandschaft.
Ich persönlich bin ein Fan von schmalen Gummifischen diverser Firmen in der Größe zwischen 10 bis 13 Zentimeter.
Diese schlanken Gummis sind meiner Meinung nach ideal für Barsch und Zander im Fluss.
Sie lassen sich weit werfen und bieten zu ihrer vorteilhaften
Aerodynamik auch unter Wasser einen
widerstandsärmeren Körper als beispielswiese bullige und deutlich längere bzw. größere Modelle.
Petri Heil!
Euer Kas