Nachdem wir Freitag vom Karpfentrip nach Hause gekommen sind, ging es auch schon wieder weiter auf den nächsten Angeltrip. Geplant war ein Ausflug mit dem Boot meiner Eltern in den Biesbosch, welcher auch als Rhein-Maas-Delta bekannt ist. Also haben Matthias und ich uns Freitagnachmittag in unserem Heimathafen in Drimmelen getroffen, um das Boot von meinen Eltern zu übernehmen. Nach kurzem Briefing was noch an Proviant und Vorräten an Bord war, sind meine Eltern abgereist und haben uns das Boot überlassen. Wir packten schnell aus und verstauten unser Tackle an Bord, pumpten das Schlauch
boot auf, montierten den 8-PS-Motor und gingen noch schnell einkaufen. Wir statteten noch kurz einem Angelladen in Getruidenberg einen Besuch ab, wo Matthias vom Sortiment mehr als überwältigt war. Der Angelladen von dem ich hier rede ist Fauna Hengelsport und ich zähle ihn wirklich zu meinen Lieblingsläden. Jedes Mal wenn ich meine Eltern besuche oder auf unserem Boot bin, muss ich einfach hier vorbeischauen. Das Sortiment ist wirklich mit das Größte, was ich in einem Angelladen gesehen habe. Hier findet man alles für Fried- und Raubfischangler. Einfach alles was das Herz begehrt. Also holten wir uns jeder noch ein paar Köder, unter anderem zwei Liter Maden und ein paar Dendrobenas, ein paar Boilies und Haken zum Dropshoten denn unser Ziel war kein spezieller Fisch, wir wollten einfach nur angeln und Matthias wollte die Vielfalt in diesem Gebiet kennen lernen. Also luden wir dann am Boot angekommen den letzen Rest aus und machten uns sogleich auf den Weg zu dem von mir angepeilten Spot, mitten im Delta.
Auf dem Weg zum Spot war Matthias schon überwältigt und er war schon zufrieden ohne einen Fisch gefangen zu haben. Er sagte „Egal was an diesem Wochenende kommt, es wird auf jeden Fall mega gut“. Am Spot angekommen stellte ich dann leider fest, dass mein Echolot nicht mehr funktionieren wollte, was unseren ersten abendlichen Spintrip dann doch ein wenig im Wege stand. Wir versuchten es trotzdem mit mäßigem Erfolg. Kein Fisch, aber wir stellten fest das wir doch erheblich viel Kraut im Wasser haben. Also fuhren wir zum Boot legten zwei Feederruten raus, weil es schon recht dunkel war und hofften, dass irgendjemand in der Nacht unsere Würmer verschlingt und zu einem Landgang überredet werden kann. Matthias fragte sich schon, ob er nach der langen Friedfisch-Pause überhaupt noch weiß wie sich ein Bissanzeiger anhört. Kaum ausgesprochen ging sein Bissanzeiger auch schon los. Allerdings ohne uns den ersten Fisch zu bringen. Am nächsten Morgen ging es dann früh los. Weil mein Gast Sonntagmittag wieder zuhause sein musste, starteten wir unsere Vertikal-Schlepptour ohne Echolot und ohne Frühstück um 7:30 Uhr. Der Morgen war relativ bewölkt ich wollte ein paar Spots vom Vorjahr anfahren. Allerdings stellten wir fest das wir in allen Uferzonen die nicht zur Fahrrinne gehörten Kraut bis zur Oberfläche hatten und das teilweise in Tiefen bis zu 2 Metern. Also fuhren wir einen Spot an, in dessen Umkreis Sven Anfang des Jahres ein Räubertrippel gelang. Wir schleppten den Bereich ab und nachdem wir in einen Seitenarm einbogen fand ein Barsch zügig Gefallen an meinem Savage Gear Lipster im Firetiger Dekor und der erste Fisch des Tages und der Tour war gefangen.

Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns nach kurzer Besprechung wieder auf den Weg. Ich hoffte ja noch ein Ufer bzw. eine Kante zu finden, die wir krautfrei abschleppen könnten. Nachdem wir morgens nur die zwei kleinen Barsche gefangen hatten und auch nach dem Frühstück nach etwa 2-3 Stunden keinen weiteren Platz gefunden hatten den wir aussichtsreich abschleppen oder vielleicht abwerfen konnten, fuhren wir weiter um die kleinen Inseln rum und suchten weiter. Wir hatten schon fast aufgegeben da sahen wir am gegenüberliegenden Ufer doch tatsächlich Steinbuhnen. Also beschlossen wir uns die doch mal näher anzuschauen. Die Buhnenkessel waren komplett verkrautet, also fingen wir an der Kante an zu schleppen. Nach drei Runden ohne Fischkontakt fuhren wir dann weiter und zwar in Richtung Tripple-Spot. Ich hoffte jetzt nur, dass ich zwischen den Inseln nicht schon die Orientierung verloren hatte. Zwischendurch fragte Matthias schon, wie denn so ein geschleppter Biss kommt, denn er hatte bis dato keine Schlepperfahrung sammeln können. Sämtliche Hechte oder Zander hat er bis hierhin vom Ufer aus erworfen. Mittlerweile kam auch die Sonne raus und bescherte uns auf dem Wasser in den Uferzonen lustige Farbenspiele, denn die Krautbänke zeichneten sich nun deutlich vom Rest ab und wir überquerten eins dieser Felder, um in einer türkisschimmernden sandigen Flachwasserzone ein paar Würfe zu versuchen.. Nachdem wir auch hier keinen Kontakt hatten, ging es am Ufer weiter. Dort kamen nun ein paar sehr kurze Steinpackungen, maximal zwei bis drei Meter ins Wasser reichend. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich wie Matthias immer wieder sein Handy aus der Tasche holte und ich sagte schon er solle aufpassen, dass er nichts verpasst. Keine 5 Minuten später vor einer dieser kurzen Steinpackungen schlug dann endlich der erste größere Fisch ein. Der Fisch stieg zwar nach kurzem Drill aus, aber die Rutenkrümmung sprach eindeutig für sich. Also hieß es umdrehen und das Stück zwei weitere Male abschleppen. Leider gab´s hier nur einen zaghaften weiteren Biss, welcher aber auch nicht in Drill und Fisch umgewandelt werden konnte. Matthias fing schon an: „Ist nicht schlimm, Basti, komm wir konzentrieren uns heute Nacht auf die Feederruten. Ist eh mein erster Trip seit langen, mir reicht die Atmosphäre hier in der Gegend. Ich bin eh schon zufrieden.“ Ich wollte mich allerdings nicht geschlagen geben und überredete ihn noch dieses eine Stück abzuschleppen bis zum Trippel-Spot und dann zum Boot zurück zu fahren. Wir näherten uns also wieder einem Stück mit 3-4 kurzen Steinpackungen. Als wir das Stück schon fast passiert hatten sagte Matthias noch leicht witzelnd: „Pass auf, wenn die Köder gleich in Höhe dieser Ecke sind, die das Feld hier beendet, dann knallt einer rein.“. Und es war wirklich so! Die Köder haben eben diese Ecke passiert, da schrillt die Bremse vom Matthias auf und die Rute ist krumm. Ich dachte ganz kurz es wäre ein Hänger, da fing der Fisch an mehr und mehr Schnur abzuspulen. Ich holte so schnell wie ich konnte meinen Köder rein und konzertierte mich darauf dem Fisch entgegen zu fahren, was gar nicht so einfach war, denn die Bremse kreischte immer noch und es fühlte sich nach einem richtig guten Fisch an, was mir das breite Grinsen auf Matthias Gesicht zeigt. Dadurch, dass wir dem Fisch hinterherfahren konnten, gab er dann nach einem knackigem Drill auch auf und näherte sich der Oberfläche als auch dem Kescherrand. Als der Hecht sich über die Kante schob sahen wir dann, dass es ein wenig Nachdruck brauchte um diese Mutti in das Netz zu hieven. Tief genug war der Kescher, allerdings hätte der Durchmesser etwas größer sein können. Ein beharrlicher Ruck mit dem Netz und die Mutti war unser. Mir wurde sofort klar, dass wir diesen Fisch im Schlauchboot weder sauber vermessen konnten noch schonend abhaken konnten. Also sah ich mich kurz um und fand eine Kuhweide in etwa 15 Metern Entfernung, die uns einen perfekten Untergrund bot um den Fisch zu vermessen, ein paar Fotos zu machen und ihn danach wieder sauber zu releasen. Also schnell mit hochgetrimmten Motor Richtung Ufer und mit Schwung auf die Uferkante. Matthias mit Rute und Fisch im Kescher vorran und ich mit Befestigungsleine vom Boot und Messlatte hinterher, wir wollten ja schießlich nicht das das Schlauchboot abtreibt. Und wir wollten den Fisch ja sorgfältig versorgen ohne Stress und mit ruhigen Händen. Also Haken aus dem Maul und beim Ablegen auf der Messlatte stellten wir fest das der Hecht einen der beiden Drillinge des Wobblers bereits im Kiefer stecken hatte aber ohne, dass der Wobbler daran hing. Den vorderen Drilling dem auch einer der Haken fehlte, haben wir noch aus dem Kiefer entfernt um den Fisch dann zu vermessen. Dieser starke Fisch knackte wie von uns vermutet mit 103 cm ganz knapp den Meter. Damit war unser Soll für diesen Trip erledigt und wir beide auch. Wir schickten die dicke Mutti wieder in die Freiheit, versuchten den Abschnitt nochmal abzufahren und fuhren dann mehr als zufrieden nach einem ganzen Tag Schleppangeln wieder Richtung Boot um den Abend mit ein wenig Stippen und Feedern ausklingen zu lassen.

Am Boot angekommen stellten wir fest, dass der Algenteppich, welcher an unserem Platz an der Oberfläche trieb, glücklicherweise durch den Wind und kleinere Boote mehrere Löcher bekommen hatte, in denen nun sogar Brutfische nach Insekten jagten oder selber von kleineren Barschen oder anderen Brutfischfressern gejagt wurden. Also packte ich die gute alte 4-Meter-Kopfrute aus und gab Matthias eine Pilotkugel für seine Ultra Light Rute. Wir bestückten beide mit 16er Haken und einer Made. Kleine Rapfen und Rotaugen von 5-10 cm bissen im Minutentakt. Die Made war noch nicht ganz versunken, da ging die Pose schon unter. Es waren sogar zwei Rapfen dabei, welche die Made quasi Topwater genommen haben bzw. die Made aus der Luft gepackt haben. Ich hab´ selten so Spaß bei der Kleinfischangelei gehabt wie an diesem Tag. Matthias konnte sogar sein kleinstes jemals gefangenes Rotauge mit knappen 4 cm Länge fangen. Da wir auch ein paar etwas größere Rotaugen erwischen konnten, beschloss ich in der folgenden Nacht eine Rute auf Grund mit Köderfisch auszulegen. Ich bastelte mir noch ein System und warf den Köfi ins feuchte Element. Die anderen hebte ich mit für den nächsten Morgen auf, denn wir wollten es morgens nochmal versuchen, wenn es das Wetter zulassen würde. Also bestückten wir jeder noch eine Feederrute und hofften das wir nachts von mindestens einem schreienden Bissanzeiger geweckt werden. Da wir quer zur Fahrrinne angelten, senkte ich die Ruten noch ab, sodass wir in Ruhe in die Kojen klettern durften. Nach einer ruhigen ungestörten und bisslosen Nacht, die in einem windigen unfischbaren morgen endete, beschlossen wir dann abzuwettern und sobald wie möglich wieder Richtung Hafen zu fahren. Wir holten also unsere unberührten Würmer aus dem Wasser und ich griff nach der Köfirute, was mich hier erwartete war wirklich unerwartet. Ich holte einen großen Ballen Kraut und Algen mit an die Oberfläche. Als ich in dem Kraut meinen Köderfisch suchte, fand ich nur den Rest meines Stahlvorfachs. Es sah so aus als wurde es durchgeknipst. Also schlossen wir diesen Wochenendtrip ab und begaben uns in den Hafen. Matthias packte sein Tackle, fragte ob man das mal wiederholen könnte und machte sich total begeistert und zufrieden Richtung Heimat auf. Ich blieb alleine zurück, denn abends wollte Lucas, von NovaCarp, kommen und mich bis Mittwoch begleiten, um entweder Karpfen oder dicke Räuber zu fangen. Dazu aber mehr in einem anderen Bericht.